Eigentlich hätte ich gleich drauf kommen können, aber ich falle immer wieder auf Andrés Ideen und seine unerschütterliche Begeisterung rein. Wir waren schon zum Alpe d’Huez Triathlon L (warum eigentlich L wie Langdistanz, wenn die Distanzen sich nur unwesentlich von üblichen Mitteldistanzen unterscheiden…?) angemeldet, als André auffiel, dass zwei Tage vorher, quasi als Auftaktveranstaltung oder zum Einrollen, ja auch noch der Duathlon angeboten wurde. Mit hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis und außerdem waren wir ja sowieso schon da und es wäre doch toll, den Anstieg auch vor dem Triathlon schonmal gefahren zu sein und…. angemeldet.
Der Dienstag nahte, das Drei-Tage-Wetter prophezeite den „bisherigen Tiefpunkt des Sommers“ und so machten wir uns warm eingepackt an die Abfahrt Richtung Start und Wechselzone eins. Unten strahlte die Sonne, die Vorbereitungen für den Auftaktwettkampf liefen. Nach dem Startschuss zeigte sich schnell, dass da kein einfacher Straßenlauf auf uns wartete, es ging auf und ab, durch ein (zum Glück trockenes) Flussbett mit grobem Geröll, über Felder und Wiesen. Nach dem ersten Lauf kam die Radstrecke, die zwar mit 15 Kilometern sehr kurz war, ihre Würze aber durch die Rampe mit fast 1200 Höhenmetern bekam. Es war eine tolle Stimmung, die Sonne schien, unzählige Autos begleiteten uns und hupten, was fast an den Abstecher zur Tour de France ein paar Tage vorher erinnerte. Ich habe immer davon geträumt, einmal dort hochzufahren, und heute war es leicht. Wirklich leicht, mit ausgeruhten Beinen. Fast oben angekommen, schlug das Wetter um, es wurde windig, trüb und regnerisch. Der abschließende Lauf war, obwohl mit gut fünf Kilometern ziemlich kurz, doch nochmal recht fordernd. Natürlich gab es auch hier wieder die obligatorischen Höhenmeter… Bis ich die Nachwirkungen des Duathlons in meinen Beinen gespürt habe, war das tatsächlich eine total tolle Veranstaltung!
Spätestens am nächsten Tag wurde uns beiden klar, dass diese schweren Beine sich unmöglich rechtzeitig erholen würden… Und richtig… Noch einen Tag später war uns klar, dass die Idee echt dumm war. Aber was hätten wir machen sollen? Schuld eigene… da mussten wir durch!
Die Organisation vor Ort war super, wir haben am Vortag eingecheckt und es gab am Morgen einen Shuttle zum Start. Die Sonne hat sich schon morgens von ihrer besten Seite gezeigt. Die Veranstalter haben etwa 90 Minuten vor dem Start mit der ersten Ankündigung der Wassertemperatur Humor bewiesen. Das sei jetzt die erste Messung, genauer werde man die Temperatur erst näher am Wettkampf bestimmen, zunächst grenze man dies aber auf den Bereich zwischen 15 und 19°C ein… Tatsächlich waren es dann später 16°. Das Wasser in diesem kühlem Bergsee, einem Trinkwasserreservoir, war herrlich. Die Frauen sind 15 Minuten vor den Männern gestartet, es gab einen Wasserstart und genug Platz für alle. Nach dem Schwimmen ging es auf dem Rad nach einem kurzen Anstieg erstmal ziemlich lang bergab, daher las sich der Schnitt nach 25 Kilometern noch ziemlich gut. Aber klar, der Großteil der 3200 Höhenmeter lag ja noch vor uns. Die Strecke führte über vier Anstiege, der letzte und größte davon die bereits bekannte Rampe nach Alpe d‘Huez. Den Duathlon habe ich mit jedem Meter des nach 105 Kilometern beginnenden Schlussanstiegs bereut. Sich einschleichenden Gedanken, einfach hinzuschmeißen, konnte ich aber ganz gut entgegentreten. Hier wollte ich trotz aller Erschöpfung wirklich keine Rechnung offen haben! Also weiter…
Natürlich waren beim abschließenden 20 Kilometer-Lauf auch wieder mehr als 340 Höhenmeter zu bewältigen, wie sollte es auch anders sein. Mir war nicht klar, dass man die Start- und Landebahn eines Flugplatzes so steil in einen Hang bauen kann. Und natürlich… mussten wir da dreimal runter (und rundherum natürlich auch wieder hoch). Ich bin immer wieder gegangen und habe für einen Halbmarathon noch nie so lange gebraucht. Endlich im Ziel angekommen, war ich sehr erleichtert, es geschafft zu haben und absolut überzeugt, niiiiiemals wieder hier zu starten.
Niemals? Wirklich niemals? Am nächsten Tag haben wir uns auf den Weg nach Deutschland gemacht. Und schon unterwegs überlegt, wo wir denn nächstes Jahr starten… Triathlon L? Oder doch der Duathlon und nach einem Pausentag mehr beim „kurzen“ Triathlon M? Ob wir eine Horde DreiZacks mitnehmen? Jedenfalls keine Rede mehr von „nie wieder“, außer eben der definitiven Absage an die Kombination Duathlon + Triathlon L!